«Ganz i de Nöchi vo Bethlehem….
hend d’Herte uf ere Weid ehri Schof ghüetet». So beginnt die, fast in Vergessenheit geratene, Geschichte «Das Hirtenlied» von Max Bolliger.
Anlässlich der Adventsfeier von Pro Audito Sursee erhielt diese Geschichte eine besondere Bedeutung. 12 Kinder, alle mit Migrationshintergrund, erzählten in Mundart und ihrem eigenen, unverwechselbaren Dialekt vom Jungen Florian, der mit seinem Grossvater auf den erhofften König wartet. Florian, der einen König mit Gold und rotem Mantel erwartet, ist bitter enttäuscht, als er das Kind in Windeln in einem ärmlichen Stall findet. Wütend und enttäuscht stapft er aus dem Stall. Er hört das Kind weinen, und das lässt ihn nicht in Ruhe. Florian geht zurück in den Stall und vermag mit seinem Flötenspiel das kleine Wesen zu beruhigen.
Albie Sieger, die Präsidentin des Vereins Pro Audito Sursee, hat diese Geschichte mit Kindern aus verschiedensten Ländern, die hier eine Heimat gefunden haben, aufgenommen. Die Kinder sprechen zu Hause ihre Muttersprache und wachsen in den Religionen Islam, Judentum oder Hinduismus auf. Und ja. Sie finden sich wieder in einer Geschichte, die alle verstehen. Sie können die erste Wut und Enttäuschung von Florian nachvollziehen. Sie möchten aber auch, dass das Weinen des Kindes aufhört und dass Frieden den Raum und die Herzen erfüllt. Und eines verstehen diese erzählenden Kinder. Sie alle empfinden dieselben Gefühle. Sie verstehen, dass das Lächeln des von der Musik beruhigten Kindes und seiner Eltern und die leichte Musik im Raum Florian viel mehr wert sind als Gold und Silber. So viel zur Geschichte von Florian und seinem Grossvater.
Die nachdenklichen Gesichter der Anwesenden bei Pro Audito lassen erahnen, dass Parallelen zur heutigen Situation «in der Nähe von Bethlehem» nicht von der Hand zu weisen sind. Die, von den verschiedenen Muttersprachen speziell gefärbte, Schweizer Mundart lassen hier und da ein Schmunzeln aufkommen. Dankbarkeit und ein Wohlwollen, dass sich diese 12 Kinder mit Herzblut engagieren, ist spürbar.
Die Bild- und Tonschau wurde von Frau Salopek, Klavierlehrerin der Musikschule Sursee, gekonnt untermalt. Manon und Elia verstanden es, mit ihrem konzentrierten und einfühlsamen Musikspiel Florians Geschichte lebendig zu machen. Die berührende, herzerwärmende Geschichte zog alle in ihren Bann.
Und dann waren Kaffee, Birnenweggen und Lebkuchen angesagt. Die Anwesenden genossen die herzliche Stimmung im schön geschmückten Äbtesaal im Kloster Sursee. Noch lange hörte man bewundernde Komplimente an die Kinder und an die verbindende Idee des Geschichtenerzählens.